„Die kulinarische Welt zu Gast in der Steiermark“: So heißt die neue Serie, in der wir SteierMag-Lesern Lokale vorstellen, in denen man sich geschmacklich auf Terrain außerhalb Österreichs bewegen kann – für die man aber sich selbst nicht einmal über die steirischen Landesgrenzen hinausbewegen muss. Den Auftakt macht das Café „Anna Plochl“ in Bad Aussee, wo die Macarons schmecken wie in Paris und die Tramezzini wie in Turin.

© “Anna Plochl” – Café und Tortenboutique

Anna Plochl, spätere Gräfin Meran, ist in Aussee geboren und gestorben. So weit, so bekannt. Und dazwischen? Da machte sie nicht nur, wie ebenfalls sehr bekannt, mit ihrer sich über Standes- und Altersgrenzen hinwegsetzenden Liebe zu Erzherzog Johann von sich reden, sondern auch mit ihrem kulinarischen Können. Da ist es dann stimmig, dass die kochgewandte Postmeistertochter einem Ort ihren Namen gibt, an dem man es sich kulinarisch so richtig gut gehen lassen – und man noch dazu geschmacklich verreisen kann.

Das Café befindet sich in dem Gebäudekomplex, in dem Anna Plochl einst das Licht der Welt erblickte und auch verstarb © “Anna Plochl” – Café und Tortenboutique

Süßes Frankreich

Das funktioniert dank Lukas Borths Café und Tortenboutique „Anna Plochl“ bestens. Denn: Am Meranplatz 36 in Bad Aussee – Anna Plochls Geburtshaus ist die Nummer 37 – wird seit rund drei Jahren aus wohlschmeckenden Teilen aus Italien sowie Frankreich, aber durchaus auch der Steiermark, ein deliziöses Ganzes. Borth selbst beschreibt sein Lokal als Mischung aus italienischer Caffé-Bar mit französischer Konditorkunst, in der auch Einheimisches nicht fehlen darf. Dass er ein Faible für das süße Frankreich hat, spiegelt sich etwa in Eclairs, Tartes und natürlich Macarons wider.

© “Anna Plochl” – Café und Tortenboutique

Die kunterbunten mit Creme gefüllten süßen Sünden aus Eiweiß, Staubzucker und feinst gemahlenen Mandeln locken auch einheimische Gäste an, die ihren Kaffee vielleicht sonst andernorts trinken würden: „Kinder mögen die Macarons besonders gerne, weil sie bunt sind, aber natürlich auch, weil sie so klein sind, dass man immer mehrere Sorten ausprobieren kann. Viele Ausseer Schulkinder überreden dann ihre Eltern und kommen mit ihnen zu mir.“

Salziges Italien

© “Anna Plochl” – Café und Tortenboutique

Neben dem süßen Frankreich findet man im „Anna Plochl“ aber auch noch das herzhafte Italien: „Richtig essen kann man bei mir zwar nicht, aber wir haben zum Beispiel Tramezzini, Antipasti-Teller, und der Prosciutto kommt aus dem Vulkanland. Es ist also auch immer etwas Einheimisches dabei.“ Apropos einheimisch: In der süßen Vitrine findet man auch Ausseer-Dirndl-Törtchen.

Und auch wenn man für seine Spezialitäten nicht verreisen muss, Borth selbst ist aus Wien „zuagroast“. Aber wie hat es ihn aus der Bundeshauptstadt in den geografischen Mittelpunkt Österreichs verschlagen? „Ich hatte 18 Jahre lang das Grinzinger Bräu – und dann hat mir jemand ein Angebot gemacht, das Haus zu verkaufen.“ Das Offert nahm er an – darauf folgten geografischer Neubeginn und Rückkehr zu süßen Wurzeln in einem. Fremd war das Ausseerland dem Konditormeister, der im Café von der Hochzeitstorte bis zum Croissant alles selbst macht, aber dennoch nicht: „Ich kannte die Gegend und die Leute, weil ich hier schon lange ein Ferienhaus hatte. Ich hab’ dann neben dem Ferienhaus sogar noch einmal neu gebaut. Aber es ist natürlich eine ganz andere Welt, wenn man hier lebt und arbeitet.“

Klischeefreies Ausseerland

Das Vorurteil, der gemeine Ausseer sei für Nicht-Ausseer schwer zugänglich, weist der „Anna Plochl“-Besitzer aber entschieden von sich: „Es darf einen nicht wundern, dass Leute, die sich hier ein Haus kaufen und dann mit genagelten Schuhen oder Stecktuch, das Einheimische alles nie tragen würden, uneingeladen an einem Stammtisch dazusetzen, nicht gut ankommen.“ Wenn man sich einbringe, klappe das Einfinden aber sehr wohl und sehr gut. Ein Beispiel gefällig? Borth, der seine eigene Rolle zum Einbringen schnell im Pfarrgemeinderat fand, erzählt: „Im Sommer schaue ich immer, dass ich nach dem Geschäft noch an den See komme. Einmal ist es mir dort passiert, dass mich so ein typischer Uraltausseer, den ich nicht kannte, angesprochen hat – einfach so. Er hat mich gefragt, ob ich schon genug Leute zum Helfen für das Pfarrcafé beim Kirtag habe. Weil wenn nicht, er kommt sofort und hilft mir.“

„Anna Plochl“ – Café und Tortenboutique, Mo. bis Do., 8 bis 18.30 Uhr, Fr. 8 bis 22 Uhr, Sa. 8 bis 13 Uhr, Meranplatz 36, 8990 Bad Aussee, Tel. 0664 233 78 33, E-Mail an lukas.borth@tmo.at