Ein Berg, um den sich mehr als nur eine einzige Geschichte rankt. Während auf dem Schöckl die Wetterhexe ihr Unwesen treibt, lebt in seinem Inneren ein Berggeist.

Diesen haben noch weniger Menschen je zu Gesicht bekommen, nur einem armen Bauern aus der Nähe von Weiz gelang es, dem Berggeist gegenüberzutreten. Er war nämlich der Einzige in seinem Dorf, der nicht nach den Schätzen und Edelsteinen suchte, die angeblich im Inneren des Schöckls vergraben waren. Er arbeitete jeden Tag auf seinem Acker, um seine Frau und Kinder zu versorgen und ignorierte die anderen Menschen, die jeden Tag auf den Berg kletterten. Eines Tages jedoch sollte sich das ändern.

Der Schöckl ist bei Wanderern sehr beliebt, und auch die Geschichten über ihn sind weit verbeitet [Foto: Steiermark Tourismus/ Harry Schiffer]

Zwei Fremde mit schlechten Absichten

Als zwei Fremde an seinem Grund vorbeischlichen und im angrenzenden Wald verschwanden, packte den Bauern doch die Neugier. Er verfolgte die beiden und stieg einige Zeit hinter ihnen den Schöckl hinauf. Ihr Ziel war eine Höhle, die in einem Felsspalt verborgen war. Die Fremden machten sich an dem Loch im Boden zu schaffen, da trat der Landwirt näher, um zu sehen, was darin wohl verborgen lag. Doch sie hatten ihn reingelegt und stießen ihn hinein. 

Einige Zeit lag der Mann in den Tiefen der Höhle, ehe er wieder zu sich kam. Zum Glück hatte er keine schweren Verletzungen erlitten, allerdings hatte er Schmerzen am ganzen Körper und war von völliger Dunkelheit umgeben. Verzweifelt rief er um Hilfe und als das nichts brachte, fing er an zu beten, dass er seine Familie um jeden Preis gerne wiedersehen wolle.

Unerwartete Rettung

Plötzlich ertönte aus den Gängen leise Musik, und Kristalle und Edelsteine an den Wänden begannen zu leuchten. Das Licht erhellte einen großen, unterirdischen See – auf diesem kam nun ein farbenfrohes Boot herangefahren. Der Steuermann legte am Ufer an, stieg aus und näherte sich dem Bauern. Er hatte die Gestalt eines jungen Mannes, doch seine Augen und seine Ausstrahlung verrieten, dass er um Vieles älter sein musste. Er stand in diesem Moment dem Berggeist gegenüber.

Der Berggeist fragte, was der Landwirt denn in seinem Reich verloren habe, und dieser schilderte ihm sein Problem. Der Geist antwortete ihm darauf: “Ihr Menschen wollt doch von uns immer nur Gold und Edelsteine. So nimm dir denn nach Belieben von den Kostbarkeiten, die du hier siehst, und fülle damit deine Taschen und deine Mütze an!” Doch der Bauer wollte seine Geschenke nicht; er flehte den Geist nur an, ihn sicher nach Hause zurückkehren zu lassen. Dies erstaunte den uralten und zugleich junggebliebenen Berggeist, und er verabschiedete sich mit den Worten, dass er wegen seines reinen Herzens den Schlamm und Sand an seiner Kleidung behalten dürfe. Mit diesen Worten stieg er zurück in sein Boot, der Bauer hingegen verlor erneut das Bewusstsein. Wenig später wachte er wieder neben dem Loch auf, in das er zuvor gestoßen worden war.

Seine Belohnung

Voller Freude kehrte der Mann zu seiner Familie zurück, und seine Frau und Kinder freuten sich genauso, ihn wieder gesund wiederzusehen. Als seine Tochter nun seine dreckige Kleidung wusch, fielen aus dem Schlamm große Goldkörner von dem Stoff ab. Der Bauer war nun reich, und doch arbeitete er bis an sein Lebensende hart weiter, weil er das großzügige Geschenk des Berggeists stets in Erinnerung behielt. Als die anderen Dorfbewohner diese Geschichte hörten, suchten sie und viele andere Reisende nach der Höhle und dem Berggeist darin, doch dieser zeigte sich seitdem nie wieder, weil keiner von ihnen ein reines Herz besaß und alle nur von Geldgier getrieben wurden.

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