Wann lässt sich besser über die Sprache und den Dialekt nachdenken als zu Pfingsten? Immerhin gedenkt dieser Festtag der Geschichte eines Wunders, durch das alle Menschen die Apostel verstehen konnten, ganz gleich ihrer Herkunft. Heute versteht keineswegs mehr jeden den anderen und so werden wohl manchem Leser die heutigen Dialekt-Wörter nichts sagen. Kennen Sie diese Begriffe und können Sie erraten, wo sie herkommen?

Der Pfingstlucknritt

Für die ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben wir für Wagendorf (in der heutigen Marktgemeinde Sankt Veit in der Südsteiermark) Belege für den Brauch des “Pfingstlucknritts”. Bei diesem Festzug wurden jedem Reiter Rang und Rolle danach zugewiesen, wann er frühmorgens auf der Gemeindeweide eintraf. Der letzte wurde dabei zum Pfingstluckn ernannt und ritt mit grünen Birkenreisern bekränzt auf dem schlechtesten Gaul, berichtet Anton Schlossar im Jahr 1885.

Sind Sie der Pfingstluckn?

Auch heute gibt es in den verschiedenen Regionen der Steiermark noch ähnliche Bräuche: Der Pfingstluckn ist jeweils die Person, die es am spätesten aus dem Bett schafft. Je nach Tradition wird er etwa mit einem Blumenstrauß mit Brennesseln aufgezogen, der ihm ins Bett gelegt wird.

Das Gegenstück zum Pfingstlucka ist im Ausseerland der Strittendreck, also die Person, die als erstes aufsteht. Unbedingt schmeichelhaft ist diese Bezeichnung aber auch nicht, bedeutet Strittendreck doch so viel wie Nervensäge im Ausseer Dialekt.

Allerlei Unfug

“Die Pfingstluckn machen” umfasst auch viele andere scherzhafte Bräuche wie das Wagenziehen, bei dem der Bauer seinen Mistwagen etwa auf dem Hausdach wiederfindet, oder dem “Pfingstlotter“, einer Strohpuppe, die die “Pfingstbuam” vor dem Haus von ledigen Frauen aufstellen, um darauf hinzuweisen, dass diese doch bald unter die Haube kommen solle. Etwas charmanter wiederum ist der Brauch, eine Spur aus Sägespänen vom Haus eines Burschen zu dem des von ihm verehrten Mädchens zu ziehen.

Pfingstluckn in den Sonnwendbuschen

Manch ein Südoststeirer kennt als Pfingstlucke außerdem die Margerite. Das mag daher stammen, dass in der Steiermark früher um Pfingsten “Sonnwendbuschen” aus Blumen und Heilkräutern wie der Margerite, aber auch Arnika und Johanneskraut gebunden wurden. In X-Form (wie ein Andreaskreuz) ins Fenstergitter gesteckt haben diese vor Unwetter und Blitzen schützen sollen.

Und was ist jetzt ein Luckn?

Wie so viele steirische Dialektwörter geht auch dieses auf unsere slawischen Wurzeln zurück. “Lukec” bezeichnet im Slowenischen denselben Brauch und geht auf “luk” zurück, was Zwiebel bzw. Lauch bedeutet. Vielleicht kommt Ihnen das bekannt vor: Durch bundesdeutschen Rap hat sich die Beschimpfung “Du Lauch” auch bei unserer Jugend verbreitet. Um jemanden als Zwiebelgewächs zu verspotten hätten wir also aber gar keinen bundesdeutschen Begriff gebraucht; “Du Luckn!” hätte es auch getan. “Lotter” wiederum kommt übrigens aus dem Germanischen (althochdt.: lotar = locker, schlaff) und ist verwandt mit “liederlich”.