Plastik im Kinderzimmer ist sowas von gestern! Das Grazer Startup Papperlapapp Spielwelten produziert zu 100% recycelbare und in Österreich hergestellte Spielwelten aus Wellpappe. Warum gerade dieses scheinbar unspektakuläre Material der ideale Rohstoff für Nachhaltigkeit und kindliche Kreativität ist, erzählt uns Gründerin Elisabeth Flik!
Auf der Suche nach dem plastikfreien Kinderzimmer
Gesundes Spielen und ein plastikfreies Kinderzimmer: Das ist die Vision von Elisabeth Flik, die mit ihrem Startup Papperlapapp Spielwelten die Spielzeugwelt revolutionieren will. „Dieses Plastikzeug ist für niemanden gut – weder der Umwelt noch für die Kinder“, erzählt uns die gebürtige Grazerin.
Auf der Suche nach plastikfreiem Spielzeug kaufte die vierfache Mutter vor Jahren über den Online-Händler Amazon ein Papphaus zum Spielen. „Nach einem Tag war es komplett kaputt“, ärgert sich Flik. „Wir haben dann geschaut, wo es herkommt, und es war aus China.“ Die Idee dieser so einfachen und schönen Spielzeugidee ließ Flik aber nicht mehr los.
Also setzte die studierte Industriedesignerin und Innovationsmanagerin ihre Ausbildung sinnvoll ein und entwickelte über die Jahre eine konkrete Idee. Über verschiedene Förderungen, die Unterstützung des neuen Social Business Hub Styria und eine Crowdfunding-Kampagne kann die Grazerin nun stolz ihre erste Spielwelt verkaufen: ein über 1 ½ Meter langes Boot, in dem kleine Piratinnen und Piraten große Abenteuer erleben können.
Wie man ein riesiges Papierschiff faltet
Der Weg zur fertigen Spielwelt ist aber keineswegs so einfach wie ein Papierschiffchen zu falten. „In Graz das Design, in Wien die Produktion“, fasst Flik zusammen. Und dazwischen immer wieder Feedback von Designkolleg:innen und vorallem: Kindern. Aus Skizzen und einem ersten digitalen 3D-Modell, das Flik selbst fertigt, wird ein erster kleiner Prototyp gebaut. Von da an wird das Ganze an das Wiener Unternehmen Papertown gesendet. „Die machen die Falt- und Steckmechanismen dran und schauen, wie die Schnittteile so effizient wie möglich zugeschnitten werden“, erklärt Flik. Von der österreichischen Firma Kombipack wird schließlich der Prototyp geschnitten, den Flik dann im Kindergarten oder daheim mit ihren vier Kindern testet.
Zwei erwachsene Männer am Dach eines Papp-Schiffs
Der Star der Spielwelt-Konstruktionen ist das Material, das sie nicht nur nachhaltig, sondern extrem stabil und langlebig macht. Die hauptsächlich als Verpackungsmaterial bekannte Wellpappe bindet in ihrer Produktion viel mehr CO2 als sie freisetzt, da sie 25 Mal recyclet werden kann. Zusammengehalten wird die Pappe nur durch Kartoffel- oder Maisstärke. Vielleicht überraschend ist daher ihre außerordentliche Robustheit: „Wir haben das Boot jetzt echt lang und arg getestet; eines habe ich zehnmal auf- und abgebaut beim Messen! Es können zwei erwachsene Männer am Dach [des Boots] stehen und es wird nicht kaputt“, erzählt Flik. Selbst bei regelmäßiger Benutzung in der Familie solle es zwei bis drei Jahre halten.
Kinder entscheiden über zukünftige Themen der Spielwelten
Aber nicht nur der Nachhaltigkeitsgedanke, sondern auch die besondere Kreativität, die die Papp-Spielwelten in Kindern hervorrufen, begeistert Flik: „Es lädt zu Rollenspielen ein, gibt zwar Anreize für kreative Spiele, aber geht weg von dem ganzen Plastik, das blinkt und spricht!“ So können Kinder selbstständig ihre Kreativität voll ausleben. Nicht zuletzt auch die optische Gestaltung ist den Kindern überlassen, denn die Spielwelten können von oben bis unten selbst bemalt und beklebt werden, was vielen der testenden Kinder viel Spaß bereitete.
Der kindliche Einfallsreichtum ist auch die Inspiration für neue Spielwelten: Basierend auf beliebten Ideen und Interessen unter Kindern aus Fliks Umfeld hat die Unternehmerin bereits einen Bagger und ein Haus als zukünftige Spielwelten geplant. Für ein Flugzeug mit drehbarem Propeller existiert sogar schon ein Prototyp. Für kleinere Budgets gibt es außerdem schon eine Piratenschatzkiste als Spielset; auch hier ist noch einiges geplant.