Tenside sind ein unentbehrlicher Bestandteil von Waschmitteln, Shampoos und vielem mehr, schädigen aber unser Klima, da sie großteils auf Erdölbasis produziert werden. Forschende der Universität Graz entwickeln nun nachhaltige Tenside – aus Abfallprodukten der Papierindustrie. Unter dem Namen “PureSurf” soll ein mit 2,47 Mio. Euro gefördertes Spin-off die kommerzielle Anwendung beschleunigen.

In Waschmitteln, Shampoos, Salben und vielem mehr sorgen Tenside, dass sich Wasser mit Fetten vermengen lässt.

Von Waschmitteln und Reinigungsmittel über Cremes bis zu Impfstoffen sind sie ein essenzieller Teil unseres täglichen Lebens. Sie verringern die Oberflächenspannung von Wasser und bewirken so, dass zwei Flüssigkeiten wie Öl und Wasser, die eigentlich nicht miteinander mischbar sind, fein vermengt werden können. Die Grazer Chemikerin Katalin Barta Weissert erklärt gegenüber der APA: “In der Industrie werden Tenside in unterschiedlichsten Branchen eingesetzt und sind sehr begehrt – aber sie werden zu einem Großteil aus Erdöl hergestellt oder nutzen Pflanzenöle aus den Tropen als Ausgangsmaterial.” Genau für dieses Problem weiß Barta-Weissert und ihr Team die Lösung.

“Grüne” Tenside aus Industrieabfall

Das Forschungsteam konnte bereits aus einem Abfallprodukt der Papierindustrie neuartige Tenside gewinnen.

Die grüne Alternative sieht Barta Weissert in der Nutzung von Abfallprodukten, die in der Papier- und Lebensmittelindustrie sowie der Landwirtschaft entstehen. Mit ihrem Team ist es der Forscherin bereits gelungen, mithilfe von Lignin neuartige Tenside zu gewinnen, die eine Alternative zu fossilen Quellen bieten könnten. Lignin ist ein Stoff, der in der Zellwand von Pflanzen eingelagert wird und stellt so in der waldreichen Steiermark nicht nur einen nachwachsenden und regionalen Rohstoff dar, sondern bleibt normalerweise auch als Abfallprodukt der Papierindustrie vollkommen ungenutzt. Als nächsten Schritt möchten die Forschenden andere Abfallprodukte wie Altöl oder Fette aus der Landwirtschaft nutzen, um Tenside für Beschichtungen, Lacke, Komsetika und Waschmittel herzustellen.

2,47 Mio. Euro für die bahnbrechende Technologie

Inhaltliche Unterstützung stellt die Start-up-Initiative und das Unicorn Hub der Universität Graz zur Verfügung.

Unter dem Namen “PureSurf” soll nun ein Spin-off-Unternehmen gegründet werden, um die Technologie für eine wirtschaftliche Anwendung weiterzuentwickeln. Im Rahmen der European Innovation Council Transition Challenge konnte das Team nun eine stattliche Fördersumme von ganzen 2,47 Millionen Euro akquirieren, die dieses Vorhaben über die nächsten drei Jahre unterstützen soll. Inhaltlich unterstützt wird das Spin-off von der Start-up-Initiative der Universität Graz und dem Unicorn Hub am Campus.