Was aus dem Land wird, weiß der Landwirt – Teil 4 von 4
Der Klimawandel ist real, die Globalisierungskritik ebenfalls – und zwischen all den Hypes um biologisch, regional oder vegan müssen jene Unternehmungen überleben, die unsere Kühlschränke füllen. Vorhang auf für vier besonders findige Lebensmittelproduzenten aus der Oststeiermark, die mit ungewöhnlichen Konzepten auf große Fragen der (Ernährungs-)Zeit reagieren.
Ob nun Olive, Zucht(meeres)fisch oder Kurkuma und Ingwer – die neuen Konzepte der vorgestellten kreativen Landwirte sind ja eigentlich gar nicht neu, sondern nur gut adaptiert und angepasst in neuen Regionen. Aber schon immer waren auch jene Wirtschaftstreibende erfolgreich, die gut im Benchmarken und Importieren waren. Bestes Beispiel: Vater und Sohnemann Rauer aus Bad Blumau. Ursprünglich kommt der Senior Fritz aus dem Gemüsebau, der Junior Sebastian auch, hat aber zusätzlich einen erfolgreichen Zwischenstopp auf der Universität für Bodenkultur in Wien eingelegt. Das war nicht nur lehrreich – sondern brachte ihn auf neue Ideen. »Mein Vater hat vor über 35 Jahren angefangen, jetzt waren wir auf der Suche nach einer Innovation mit der wir uns abheben können«, erklärt Junior Sebastian.
Das Produkt, dass die beiden gesucht hatten, fanden sie in Frankreich: Sprossen. Nein, nicht Sojasprossen, wie wir sie aus den Chinarestaurantbuffets unseres Vertrauens kennen, vor allem Sprossen dieser Sorten: Alfalfa, Weizengras, Sonnenblumen, Leinsamen, Hirse, Buchweizen, Roggen und Dinkel. Die Gründe liegen auf der Hand, wie Sebastian Rauer erklärt: »Sprossen sind sehr gesund, schmecken außergewöhnlich gut und sind einfach produzierbar.« Zunächst als Frischeprodukte angedacht, erkennen Vater und Sohn bald, dass die Verarbeitung besonders charmant ist und machen ernst. Riegel, Shots und Joghurt gibt’s zu kaufen, alle Sprossen sind biologisch produziert und alle Produkte werden von Hand abgefüllt.
Aus dem alten Schweinestall wird die erste Produktionsanlage, weil es so gut läuft – unter anderem treten die beiden erfolgreich bei der Startupper-Show »2 Minuten, 2 Millionen» auf –, besitzen sie im heimischen Bad Blumau mittlerweile eine große Produktionsanlage, haben ein Folienhaus errichtet und eine Verarbeitungshalle gebaut. Die Sprossenprodukte der Rauers gibt’s mittlerweile nicht nur im eigenen feschen Onlineshop, sondern auch bei Billa und Billa+. Kann man probieren, sollte man probieren. So wie auch die anderen vorgestellten Produkte.
Text adaptiert von “Was aus dem Land wird, weiß der Landwirt” (Fazit #177, November 2021) von Peter K. Wagner