Früher hingen die Christbäume in vielen steirischen Stuben von der Decke anstatt auf dem Boden zu stehen. Doch woher stammt überhaupt der Brauch, in der kalten Jahreszeit einen Nadelbaum – den Paradeisbaum – in sein Haus zu holen?

paradeisbaum

Der Ursprung des Christbaums könnte auf das Paradeisspiel zurückgehen, in dem der Paradeisbaum eine zentrale Rolle spielt. Aber was haben Tomaten mit Weihnachten zu tun? Nein, das Paradeisspiel bezieht sich natürlich nicht auf Paradeiser, sondern auf das Paradies – genau genommen die Geschichte von Adam und Eva. Im Mittelalter wurden in vielen Regionen Europas nämlich Theaterstücke aufgeführt, die der gemeinen Bevölkerung die Lehren der Bibeln vermitteln sollten. Ein solches Moralitätenspiele war auch das Paradeisspiel, das den Sündenfall von Adam und Eva darstellt und generell am 24. Dezember aufgeführt wurde. Dieser Tag wurde schon seit Jahrhunderten zuvor inoffiziell als Gedenktag von Adam und Eva begangen.

Eine Fichte wurde als Paradeisbaum auf einem Karren durch Graz gezogen.

Paradeisbaum aus Theaterspielen

Bereits Anfang des 17. Jahrhunderts führten etwa die Insassen des Grazer Bürgerspitals einen Karren durch die Stadt, auf dem eine Fichte – der Paradeisbaum – stand. Durch die aufgeführte Geschichte bedingt war dieser mit Äpfeln behängt; nachdem im Winter jedoch alle Obstbäume kahl waren, musste ein Nadelbaum herangezogen werden. Unter diesem wurde das Paradeisspiel aufgeführt. Am Abend erleuchtete er durch Kerzen hell. Erst im frühen 19. Jahrhundert begann die Tradition des Christbaums wie wir ihn heute kennen in der Steiermark.

Der Apfel repräsentiert seit Jahrhunderten die verbotene Frucht aus der Bibel.

Auch “Komödianten” und Studenten taten es den “Spitalern” nach und machten jährliche Paradeisspielumzüge – wohl in der Höffnung, damit ähnlich wie die Sternsinger in der Weihnahchtszeit etwas verdienen zu können. Häufig wurde ihnen die Erlaubnis dafür allerdings vom Magistrat verwehrt. Da die damals große Seuchengefahr solcher Heischegänge der Bevölkerung wohl nicht als guter Grund erschien, wurden “viel Ungelegenheiten und straffmäßige Exorbitantien” vorgeschützt. Daran gehalten dürften sich die Studenten wohl selten haben: Das zeigt uns etwa das Ausgabenbuch des Stifts St. Lambrecht, das während eines Verbots den Eintrag “Den Paradeissingern zu Graz” aufweist.

Die Quellen zum Nachlesen:
Leopold Kretzenbacher: Frühformen des Paradeisspiels in Innerösterreich (gratis online verfügbar)
Fritz Popelka: Geschichte der Stadt Graz (in der Stadtbibliothek verfügbar)