Direkt unter dem linken Murufer (hier bei der Augartenbucht flussaufwärts betrachtet auf der rechten Seite) nimmt der Zentrale Speicherkanal gerade seinen Übergangsbetrieb auf. [Bilder: Holding Graz/KlemensKönig, Renderings: Weda3D]

Bei starkem Regen speichert in Graz künftig der Zentrale Speicherkanal, ein Projekt der Stadt und Holding Graz, verschmutztes Wasser aus dem Kanal, das bisher in die Mur fließt und leitet es nach und nach zur Kläranlage weiter. Wie das geht? Hinter diesem Vorgang steckt eine durchdachte Technologie.

Wieso Graz den ZSK braucht

Wenn es in Graz regnet, fließt Regenwasser in den Kanal und vermischt sich dort mit Schmutzwasser und Fäkalien. Bei starken Regenereignissen geht der Kanal über und die Schmutzfrachten fließen über Entlastungen in die Mur.

In Graz gibt es , wie in den meisten Städten, eine Mischwasserkanalisation, das bedeutet, dass Regen- und Schmutzwässer gemeinsam im Kanal abgeleitet werden. Da das Kanalsystem nicht über die Kapazität verfügt, die großen Wassermengen bei starkem Niederschlag vollständig zur Kläranlage weiterzuleiten, geht der Kanal über und es landet sämtlicher Schmutz aus dem Kanal in der Mur.

Bei Niederschlag aktiviert der ZSK künftig ein zusätzliches Speichervolumen

2022 soll der Speicherkanal in den Übergangsbetrieb gehen, bei dem die Kläranlage, je nach freien Kapazitäten, die Abwässer aus dem ZSK übernimmt.

Mit einem Speichervolumen von rund 100.000 m³ verdoppelt der ZSK den Speicherraum im Grazer Kanalnetz. Wenn an starken Regentagen künftig viel Wasser in das Kanalnetz fließt, erkennt der ZSK dies durch die eingebaute Sensorik frühzeitig, fährt die Wehre in den sogenannten Kaskadenbauwerken hoch und speichert so die Mischwässer. Wenn in der Kläranlage genügend Kapazität vorhanden ist, werden die Wässer zur Reinigung nach Gössendorf weitergeleitet. Gesteuert wird der Zentrale Speicherkanal in der „Zentrale“ im Areal der Kläranlage Gössendorf. Durch den ZSK werden also die Schmutzfrachten in der Mur wesentlich reduziert. Das Ergebnis: Weniger Schmutz in der Mur und dadurch eine bessere Wasserqualität.

Kaskadenbauwerk und Hubwehr: Was ist das eigentlich?

Wenn das Wasser im Kanal ansteigt, fahren die Wehre hoch und speichern so die Mischwässer im Speicherkanal.

Der Zentrale Speicherkanal verläuft unterirdisch auf 8,4 km entlang des linken Murufers von der Radetzkybrücke bis zur Kläranlage in Gössendorf. Im Abstand von etwa einem Kilometer wurden beim Bau sogenannte Kaskadenbauwerke errichtet, in denen die hydraulischen Hubwehre eingebaut sind. Diese Hubwehre verriegeln den Kanal bzw. die Speicherabschnitte automatisch, sobald das Wasser im Kanal ansteigt – der Mechanismus ist dabei vergleichbar mit Trennwänden. Für eine bessere Vorstellung der Dimensionen des ZSK: Ein Hubwehr ist etwa 4,9 Meter groß und wiegt rund 12 Tonnen.

Dieser Beitrag wird unterstützt von der Holding Graz. Die inhaltliche Verantwortung liegt bei SteierMag.