Die Bauarbeiten für den ZSK sind bereits abgeschlossen. Eine sauberere Mur bedeutet für die Grazer Bevölkerung mehr Lebensqualität und Platz für Sport und Erholung [Fotos: Holding Graz/Klemens König]

In Graz fließt bei starkem Regen das Abwasser aus der Kanalisation ungeklärt in die Mur. Warum das so ist? Weil sich im Kanal das Regenwasser von der Straße mit dem Schmutzwasser, beispielsweise aus den Toiletten, vermischt. Wenn es nun stark regnet, geht der Kanal mitsamt Regen- und Schmutzwasser über und das direkt in die Mur. Die gute Nachricht: Dafür gibt es nun eine Lösung!

Die Großbaustelle auf der linken Grazer Murseite ist beendet. Um die Wasserqualität des Flusses zu verbessern, haben die Stadt und die Holding Graz dort nämlich in den letzten vier Jahren den Zentralen Speicherkanal (ZSK) errichtet. Im ZSK wird das mit dem Regenwasser vermischte Abwasser von 300.000 Grazerinnen und Grazern solange gespeichert, bis die Kapazität in der Kläranlage ausreicht, um damit fertig zu werden.

Wieso braucht Graz den ZSK?

In Graz gibt es wie in beinahe jeder Großstadt eine Mischwasserkanalisation in der Abwasser und Regenwasser gemeinsam abgeleitet werden. Bisher konnten die großen Wassermengen an den etwa 50 Regentagen nicht vollständig zur Kläranlage weitergeleitet werden. Alles vom Toilettenpapier bis zum Zigarettenstummel, der auf der Straße liegt, landete daher im Fluss. Die Grazer Kanalisation entsprach einfach nicht mehr dem „Stand der Technik“. In der EU-Wasserrahmenrichtlinie ist jedoch die ständige Verbesserung der Fließgewässerqualität vorgeschrieben. Daher führte am Zentralen Speicherkanal kein Weg mehr vorbei.

Wie funktioniert der ZSK?

Um das Speichervolumen in den Kaskadenbauwerken voll ausnützen zu können, werden hydraulische Hubwehre eingesetzt.

Mit einem Speichervolumen von etwa 100.000 Kubikmeter, das entspricht rund 700.000 Badewannenfüllungen, verdoppelt der ZSK den Speicherraum im Grazer Kanalnetz. Einen wesentlichen Bestandteil des ZSK bilden dabei die sogenannten Kaskadenbauwerke. Dort wird das Schmutzwasser in Abschnitten gespeichert, um dann, nach und nach je nach Auslastung, in die Kläranlage zur Reinigung weitergeleitet zu werden. Durch den ZSK werden so die Tage, an denen es zu Mischwasser-Einleitungen in die Mur kommt, um 80 Prozent reduziert. Das Ergebnis: Weniger Schmutz in der Mur und dadurch eine bessere Wasserqualität.

Technischer Probebetrieb gestartet

Die Bauarbeiten für den Zentralen Speicherkanal sind bereits abgeschlossen, der Kanal ist großteils im Untergrund verschwunden, die Böschungen sind wiederhergestellt und Bäume wurden im Verhältnis von mindestens 1:1 wieder aufgeforstet.
Anfang September konnte der ZSK nun den technischen Probebetrieb starten. Bis voraussichtlich Ende November werden sämtliche Schieber, Klappen, Wehre und die gesamte Mess-, Steuer- und Regelungstechnik getestet. Anfang nächsten Jahres wird der Speicherkanal dann in einen Übergangsbetrieb gehen, bei dem die Kläranlage, je nach freien Kapazitäten, die Abwässer aus dem ZSK übernimmt. 

Dieser Beitrag wird unterstützt von der Holding Graz. Die inhaltliche Verantwortung liegt bei SteierMag.