SteierMag taucht in die Vergangenheit des steirischen Ennstals ein und entdeckt den Ursprung katholischer und evangelischer Steirerkrapfen.

So schmecken Steirerkrapfen

© Steiermark Tourismus / Herbert Raffalt

Haben Sie schon einmal einen katholischen Krapfen gegessen? Wenn ja, dann wissen Sie vermutlich was diesen von seinem evangelischen Gegenstück unterscheidet. Für den Teig katholischer Krapfen wird nämlich nicht Weizen-, sondern Roggenmehl verwendet; daraus entsteht ein deftiges Germgebäck, das traditionell gerne mit dem brösligen Ennstaler Steirerkas gefüllt und eingerollt wird. Im Vergleich zu den mit Marillenmarmelade gefüllten Faschingskrapfen, die im deutschsprachigen Raum weitverbreitet sind, sind die katholischen Steirerkrapfen flacher und um einiges größer. Deshalb und genauso aufgrund ihrer hohen „Auflage“ als Jause für die Ennstaler Bergknappen wird der katholische Krapfen auch spaßhalber als „Ennstaler Bauernzeitung“ bezeichnet. Die evangelischen Steirerkrapfen oder „woazane Krapfen“, die aus Weizenmehl hergestellt werden, werden im Gegensatz dazu nicht nur mit Steirerkas, sondern häufig auch süß mit regionalem Bienenhonig verspeist.

Die Konfession von Krapfen

© Steiermark Tourismus / Kubiza

Steirerkrapfen – sowohl ihre katholischen, als auch ihre evangelischen Vertreter – sind ebenso wie der Steirerkas eine Spezialität aus dem steirischen Ennstal, insbesondere der Region um Schladming und Ramsau am Dachstein. Aber was macht einen Roggenkrapfen katholisch und eine Weizenkrapfen evangelisch? Die Antwort geht auf Lage und Klima sowie die historischen sozialen Verhältnisse der Region zurück. Durch die günstige sonnige Lage der Ramsau auf einem Hochplateau südlich des Dachsteins konnte hier Weizen angebaut werden – im Gegensatz zum Tal, wo im Schatten der Tauern nur Roggen gedieh. Die abgeschiedene Lage der Ramsau sorgte einerseits für die Notwendigkeit, autark leben zu können und ermöglichte der Bevölkerung des späten 16. Jahrhunderts andererseits, zur Zeit der Gegenreformation ihrer Religion treu zu bleiben: Während sich im Tal der Katholizismus durchsetzte, war die Ramsau um die zweihundert Jahre lang ein Ort des Geheimprotestantismus. Die Ramsauer Weizenkrapfen waren demnach die Spezialität der evangelischen Ramsauer, während die Roggenkrapfen von den katholischen Bauernleuten gebacken wurden. Auch heute findet sich diese Tradition noch auf katholischen und evangelischen Bauernhöfen der Gegend. In Franken wird der Bauernkrapfen übrigens auf ähnliche Art unterschieden: Dort wird bei den katholischen „Küchle“ die Mulde mit Staubzucker bestreut, während bei die evangelischen die Erhebung bestäubt wird.

Steirerkrapfen selbst gemacht

Evangelische Krapfen

© Steiermark Tourismus / Tom Lamm
  • 500g Weizenmehl
  • 325ml Vollmilch
  • ½ Würfel frische Germ oder ein Päckchen Trockengerm
  • 3 Dotter
  • 1 ganzes Ei
  • 1 TL Salz
  • 50g Butter

Einen Germteig kneten und etwa 30 Minuten zugedeckt ruhen lassen. In kleine Kugeln rollen oder ausstechen und noch einmal kurz gehen lassen. Die Kugeln mit bemehlten Händen etwas auseinander ziehen und die Mitte ein Loch drücken. In ordentlich heißem Schmalz schwimmend herausbacken und abtropfen lassen. Mit Ennstaler Steirerkas oder mit Honig und Staubzucker bestreut servieren.

Katholische Krapfen

© Steiermark Tourismus / Tom Lamm
  • 500 g Roggenmehl
  • 1 TL Salz
  • 3375 ml kalte Milch
  • 1 EL Kümmel (optional)

Zutaten zu einem glatten Teig verrühren. Dabei lieber etwas mehr Milch verwenden, damit sich der Teig leicht ausrollen lässt. Gut durchkneten und etwa 30 Minuten zugedeckt rasten lassen. Teig in eine Rolle formen und etwa ein Dutzend Stücke teilen, die wiederum zu dünnen Fladen ausrollen. In ordentlich heißem Schmalz schwimmend herausbacken und abtropfen lassen. Wie Palatschinken mit Ennstaler Steirerkas, Honig oder Speck servieren.