Stimmige Erinnerungen: Katharina Steiner aus Graz nimmt für ihr Projekt “Herzensstimme” Menschen mit dem Aufnahmegerät auf, die ihre Lebensgeschichte festhalten wollen.
Aufnahmen für die Ewigkeit: Katharina Steiner hält Erinnerungen durch (Ton-)Aufnahmen lebendig. Auf die Idee, Lebensgeschichten zu vertonen, kommt sie, als sie durch Zufall auf alte Tonbandspuren mit Aufnahmen ihrer Großmutter stößt und nach 30 Jahren wieder ihre Stimme hört. Fast vier Jahre ist sie schwanger mit dieser Idee, ehe sie vor einem Jahr die „Herzensstimme“ gründet. Seither besucht sie Menschen von Alt bis Jung, um sie zu interviewen und aufzunehmen. Am Telefon bespricht sie im Vorfeld, über welches Thema die Menschen sprechen möchten. Katharina Steiner kommt dann mit ihren zwei Mikrofonen und ihrem Aufnahmegerät zu den Menschen nach Hause. Anfangs, sagt sie, ist die Hemmschwelle oft groß. Rasch jedoch öffnen sich die Menschen und beginnen zu erzählen. In ihren Aufnahmen geht es darum, das Herz sprechen zu lassen und nicht einfach einen Lebenslauf zu vertonen. Stattdessen entstehen individuelle Tonaufnahmen: Eine ältere Frau etwa vertonte ihre Lebensgeschichte und formulierte einen Wunsch für jedes ihrer drei Kinder. Die Aufnahme bekommen sie, wenn sie verstorben ist.
Umgekehrt kommen aber auch Eltern mit ihren Kindern, um ihre Stimme festzuhalten, die sich bald wieder verändern wird. Mit Kindern spricht die Steirerin über ihre Freunde oder welches Buch sie gerade lesen. Die Gespräche mit Erwachsenen dauern doppelt so lange – und bewegen auch die Interviewerin: „Die Menschen offenbaren sich mir und schenken mir ihr Vertrauen. Ich kann ein bisschen hinter die Kulissen blicken.“ Es fällt vielen leichter zu erzählen, als ihre Erinnerungen und Erlebnisse aufzuschreiben, sagt die Mutter von zwei Töchtern. Dass sie die Menschen „nur“ aufnimmt und nicht filmt, war eine bewusste Entscheidung: „Ich mache nur Tondokumente, da ich denke, dass wir visuell in einer völlig überlagerten Welt leben. Es macht eine ganz andere Atmosphäre, wenn man sich nur auf das Gesprochene konzentriert.“ Wenn das Interview fertig aufgenommen ist, bearbeitet es Katharina Steiner digital Die Aufnahme überreicht sie dann mittels hölzernem USB-Stick. Diese Geschichten ist sie sich sicher, sind eine schöne Erinnerung, die wir der Nachwelt geben können.