Die Steiermark kennt für die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr so manche einzigartige Tradition – doch nicht alle werden heute noch im gleichen Maße gepflegt. Sind Sie mit diesen fünf noch vertraut?
1. Der verkehrte Christbaum
In vielen bäuerlichen Gegenden der Steiermark wurde der Christbaum ursprünglich nicht aufgestellt, sondern hing in der Stube von der Decke. Ob die Spitze dabei nach oben oder nach unten zeigte, war von der regionalen Tradition abhängig. Geschmückt wurden sie in jedem Fall aber nicht mit Kugeln, sondern mit Äpfeln, Lebkuchen und mitunter auch Lametta, Wachskerzen und Strohsternen.
Seinen Ursprung fand diese Tradition in den Zweigsegen, von denen heute noch einige andere Formen gebräuchlich sind, wie etwa der Kranz am Maibaum, die Zweige zum Barbaratag oder die Mistelzweige im englischsprachigen Raum. Heute sieht man diesen Brauch aber nur noch in sehr wenigen Bauernhäusern.
2. Das Steffelaushängen
Das Steffelaushängen, auch als Fasching-Aushängen bekannt, ist ein alter Scherzbrauch aus dem Grenzgebiet zwischen der Steiermark, Niederösterreich und dem Burgenland.
Viele Bräuche um den Stefanitag sind mit den frühen Morgenstunden verbunden. Mancherorts kennt man hierfür die Begründung, dass der heilige Stephanus vor sechs Uhr früh gesteinigt worden sei. Auch das Steffelaushängen wird zu einer Uhrzeit begangen, zu der die meisten noch schlafen. Dabei wird von jungen Mädchen oder bekannten Langschläfern ein Kleidungsstück stibitzt und auf einen Baum nahe dem Hause seines Besitzers gehängt. Dieser oder diese muss die Kleidung so schnell wie möglich wieder herunterholen und so den Fasching „einreißen“.
3. Die Hansweinkost
Alte christliche Texte berichten, dass der Apostel Johannes einen Kelch vergifteten Weines gesegnet habe und ihn so trinken konnte, ohne Schaden zu nehmen. Dieser Legende erinnern sich heimische Weinbauern an seinem Gedenktag am 27. Dezember und lassen ihren Wein in der Kirche segnen. Darauf folgt die Hansweinkost, bei der die Weinbauern gemeinsam die Keller der Region besuchen, um den Jahrgang zu verkosten.
4. Das „Frisch und g’sund“-Schlagen
Am 28. Dezember, bekannt als Tag der unschuldigen Kinder, wird von Kindern vielerorts ein alter Heuschebrauch praktiziert. Hierbei wecken die Kinder ihre Verwandten früh morgens auf und schlagen diese mit Ruten aus Zweigen. Dafür werden sie mit Süßigkeiten oder etwas Geld belohnt. Begleitet wird dieses Schlagen von verschiedenen Sprüchen, die sich von Region zu Region unterscheiden. So ist etwa in der Oststeiermark folgender Reim verbreitet:
„Frisch und g’sund, frisch und g’sund,
ganzes Jahr pumperlg’sund,
gern geb’n, lang leb’n, glückselig sterb’n,
Christkindl am Hochaltar,
des wünsch i dir zum neuen Jahr.“
5. Die südsteirischen Dreikönigskreuze
In einigen Gemeinden der Südsteiermark werden zum Dreikönigstag kleine Kreuze aus geweihtem Palmholz des Vorjahres an die Türen der Weinkeller und Ställe geschlagen. Derselbe Brauch wird andernorts in der Steiermark zu Ostern nach der Palmweihe begangen. Eine ähnliche schützende Wirkung wird auch jenem Schriftzug zugeschrieben, den die verkleideten Kinder der katholischen Dreikönigsaktion über den Haustüren hinterlassen.