Eine gespenstische Erscheinung plagte um 1619 die Verwalterin der Herrschaft Vasoldsberg. Die Interessen der Bevölkerung und jener des Landeshauptmanns und der Kirche gingen in dieser Angelegenheit allerdings auseinander. Das ist die Geschichte des Geists von Hausmannstätten!
In einem Jägerhaus in Hausmannstätten musste man sich im frühen 17. Jahrhundert mit einem Gespenst herumschlagen. Dies war aber keineswegs ein Poltergeist, der wie in Hollywood-Filmen die Bewohner des Jägerhauses piesackte. Stattdessen bot er als Wahrsagegeist den Ansässigen sozusagen seine Dienste an und ließ sich von ihnen nach der Zukunft und dem Schicksal von Verstorbenen befragen. Von der Bevölkerung wurde diese Kunst sehr begrüßt und bald hatte das Jägerhaus durch die vielen Besucher aus Nah und Fern kaum mehr Ruhe. Auch seitens der Kirche wurde nicht bestritten, dass es sich um ein echtes Gespenst handele. Allerdings missbilligte diese natürlich den Kontakt mit dieser heidnischen Spukgestalt, deren Wahrsagekünste doch ganz klar dämonischen Ursprungs sein mussten.
Tatsächlich passt die Erscheinung eines solchen Wahrsagegeists wunderbar in die katholische Steiermark: Ähnliche Geister mit der Fähigkeit die Zukunft vorherzusagen kommen im christlichen Glauben immer wieder vor, so etwa in der Apostelgeschichte 16:16-18, wo eine von so einem Geist besessene Frau den Apostel Paul so lange verfolgte, bis dieser den nervtötenden Geist aus Ärger verbannte. Ähnlich verlief es auch mit dem Wahrsagegeist von Hausmannstätten: Nicht unbedingt sein böser Einfluss ließ den Priester von Fernitz einschreiten, sondern vielmehr die fehlende Geduld von Maria von Kronegg für solche unerbetene Besuche. Als Verwalterin der Herrschaft Vasoldsberg war diese nämlich für das betroffene Jägerhaus verantwortlich. Um den Strom an Menschen zu kappen, ließ die Adlige den Priester von der Kanzel predigen, dass eine Annäherung an den Geist bei “schwärer Straff” verboten sei.
Die Androhung einer Strafe reichte aber wohl nicht, um die neugierigen Leute von ihrem wahrsagenden Geist fernzuhalten. Also suchte der Priester selbst das Gespräch mit der Spukgestalt. Im Beisein von Zeugen sah er sich schließlich gezwungen, einen kirchlichen Exorzismus anzuwenden und verbannte den Geist aus dem Jägerhaus – oder zumindest berichtete er einen solchen Erfolg der Maria von Kronegg. Diese setzte noch eines obendrauf und drohte, das Haus zu verbrennen, würden die Leute weiterhin den Geist aufsuchen.
All diese Maßnahmen schienen schlussendlich wohl genug gewesen sein. 1619 schreibt Maria von Kronegg an den damaligen Landeshauptmann Sigmund Friedrich Freiherr von Herberstein, dass das Gespenst nun wohl vertrieben war. Der Landeshauptmann, der eine solche Erscheinung wohl als ernstzunehmende Angelegenheit empfand, bat dennoch um einen genauen Bericht. In einem solchen ließ ihn Maria von Kronegg wissen, dass sowohl Priester als auch der Bewohner des Jägerhauses von Ruhe berichteten. Diese hält bis heute. Und sollte seither wieder ein Spukwesen entdeckt worden sein, so wurde dies zumindest im Geheimen gehalten.