Zur perfekten Tracht zählt nicht nur das Kleid, sondern auch die richtige Dirndlfrisur. Insbesondere bei steirischen Hochzeiten sind verschiedene Flechtfrisuren dabei das A und O. Lernen Sie die traditionellen Flechtfrisuren der Steiermark kennen – und wie Sie selbst ein “Mausglanda” flechten können!
Antike Extensions und Lockenstäbe
Mit prächtig geflochtenen Haare betören Frauen schon seit jeher. So geht beispielsweise der geflochtene Allerheiligenstriezel auf den Brauch zurück, den geflochtenen Haarzopf einer Witwe mit dem Leichnam ihres Mannes zu verbrennen. In der Antike galten Haare als Sitz der Lebenskraft. Dementsprechend kannte die Oberschicht schon damals so etwas wie Haarteile oder Extensions, die ins eigene Haar eingewebt wurden, genauso wie Lockenstäbe (das calamistrum) und Haartönungen, die die sorgfältig geflochtenen Zopffrisuren in Szene setzten.
Dank archäologischen Forschungen an der Uni Graz wissen wir etwa, dass die römische Braut am Tag ihrer Hochzeit eine besondere Frisur namens seni crines erhielt, bei der die Haare mit einem rituellen Speer in sechs Teile gegliedert und wahrscheinlich mit weißen Wollbinden zu einem Dutt hochgesteckt wurden. Darüber wurde der Schleier sowie ein Kranz aus aromatischen Sträuchern und Blumen gelegt.
Die steirische Braut: Mausglanda, Gretchen und Heidi
Auch die steirische Braut schmückt ihre romantische Zopffrisur oft mit grünen Zweigen und Blumen, die farblich auf das Dirndl abgestimmt werden. Aber welche Frisur ist diesem wichtigen Tag würdig? Damals wie heute ist der Gretchenzopf eine der beliebtesten Frisuren für den Hochzeitstag. Im steirischen Dialekt – insbesondere in der Südoststeiermark – wird dieser Zopf scherzhaft auch “Mausglanda” genannt. Dabei wird hinter den Ohren jeweils ein strammer Zopf geflochten und gegenläufig vorne über den Kopf gelegt und hinter dem jeweils anderen Ohr festgesteckt. Das Mausglanda ist eine besonders entzückende, aber auch schnell gezauberte Frisur. Deshalb war es vor einigen Jahrzehnten auch im Alltag noch häufig gesehen. Eine Anleitung, wie Sie diese romantische Zopffrisur nachmachen können, finden Sie weiter unten!
Außerhalb der Region kennt man diese Frisur nur als Gretchenzopf. Dieser Name geht auf Goethes “Faust” zurück, in der Margarete “ihre Zöpfe flechtend und aufbindend” auftritt. Im Englischen wiederum kennt man die Frisur als “heidi braid” – eine Anspielung auf die bekannte Romanfigur, die in der amerikanischen Verfilmung diese Zopffrisur trägt. Wer noch längeres Haar hat, kann mit einer Bauernkrone noch eins draufsetzen: Bei dieser besonders prachtvollen Flechtfrisur wird das hüftlange Haar um den gesamten Kopf herumgelegt. Geübte Friseure können diese Frisur aber auch bei kürzeren Haaren zaubern, in dem sie einen falschen Zopf einflechten.