Das obersteirische Mariazellerland kennt ein besonderes Brauchtum um den 6. Dezember, das auch heute noch nicht in Vergessenheit geraten ist: das Schifferlsetzen.

Bei dieser alten Tradition basteln die Kinder der Gegend kleine Schifferl aus Papier, die sie bunt bemalen und mit kurzen Sprüchen und Gedichten zum Nikolaustag versehen. Am Abend des 5. Dezembers werden die Schifferl heimlich vor die Türen oder in die Fenster von Verwandten gesetzt, insbesondere jene der “Gödn” und “Godln”, also der Taufpaten und Taufpatinnen. Mancherorts wird das Schifferl auch vorsichtig unter dem Türspalt hindurch ins Haus geschoben. In jedem Fall müssen die Kinder unbemerkt bleiben, denn die Empfänger der Schifferl dürfen noch nicht erfahren, wer das Schifferl gesetzt hat! Das wird erst am nächsten Tag verraten, wenn das Schifferl – nun vollgefüllt mit klassischen Nikolo-Naschereien – mit der “Bitt um sein Schifferl” von dem Kind wieder abgeholt wird.

Der alte Heischebrauch des Schifferlsetzen geht auf den Heiligen Nikolaus von Myra zurück, der nicht nur der Schutzpatron von Kindern, sondern auch von Seefahrern und Flößern ist. Arme Keuschlerfamilien waren oftmals auf die Gaben der wohlhabenderen Bürger angewiesen, die sich für ein schön verziertes Schifferl gerne erbarmten.

Für alle, die mit ihren Kindern das alte Brauchtum des Schifferlsetzens wieder aufleben lassen möchten, gibt es hier eine Faltanleitung sowie einen typischen Mundartspruch, der auf das Schifferl geschrieben werden kann.

Heische-Spruch:
I bin a kloans Binkerl und stell mi ins Winkerl.
Weil i nichts kann, fang’ i nichts an.