Der Nationalpark Gesäuse ist an Artenvielfalt kaum zu übertreffen. Insbesondere in Bezug auf die wirbellose Tierwelt ist er zudem eine der besterforschten Landschaften Österreichs. SteierMag hat den perfekten Guide, um bei Ihrem nächsten Ausflug ins Gesäuse mit spannenden Infos zu punkten sowie besonders eindrucksvolle und seltene Tierarten zu entdecken!

Der Nationalpark Gesäuse ist die Heimat einer Vielzahl einzigartiger Tierarten. (© Steiermark Tourismus / Atelier Jungwirth / Erich Hagspiel)

Insgesamt 1.650 Arten sind im Nationalpark alleine aus den Tiergruppen der Spinnentiere, Insekten und Weichtiere bekannt, verrät eine aktuelle Studie des Grazer ÖKOTEAMs. Was die krabbelnde und kriechende Tierwelt des Gesäuses ganz besonders macht, ist die Tatsache, dass hier noch viele bereits vom Aussterben bedrohte Arten zu finden sind: Ganze 18,1% befinden sich auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Dies betrifft besonders jene Arten, die in tiefen und hohen Lagen leben: Im Talraum der Enns etwa beträgt der Anteil gefährdeter Arten sogar mehr als 25%.

Das Kleine Mausohr ist eine bedrohte Fledermausart; deshalb sollten ihm Besucher des Nationalparks nicht zu nahe kommen. (© Amirekul unter CC BY-SA 4.0)

Besondere Aufmerksamkeit erhalten in der Forschung die sogenannten Endemiten: Das sind jene Arten, die ausschließlich in einem bestimmten geographischen Gebiet vorkommen. Im Gesäuse gibt es insgesamt 230 bis 240 endemische Pflanzen und Tiere. Darunter ist beispielsweise das Kleine Mausohr, eine bedrohte Fledermausart, die erst im Februar im Gesäuse entdeckt wurde, sowie das im Gesäuse relativ verbreitete Alpenschneehuhn.

Während man sich von den Fledermäusen besser fernhalten sollte, um sie nicht mit menschlichen Krankheiten in Kontakt zu bringen, so lässt sich eine Begegnung mit Alpenschneehühnern bei Wanderungen über der Baumgrenze oft gar nicht vermeiden: Nähern sich Wanderer den Tieren, setzen diese nämlich auf ihre außergewöhnliche Tarnung und bleiben erst einmal sitzen. Da kann es mitunter dazu kommen, dass man fast auf sie tritt, bevor sie sich mit lautem Flattern bemerkbar machen.

Durch die Klimaerwärmung schrumpft der Lebensraum des Alpenschneehuhns. (© Þorsteinn Friðriksson)
Von der Zylinder-Felsenschnecke wurden insgesamt erst 250 Exemplare gefunden. (© PalaeoMal unter CC BY-SA 3.0)

Schwieriger zu entdecken sind aber die weitaus kleineren wirbellosen Tierarten: Davon sind aus den oben genannten Tiergruppen aber ganze 131 Arten Endemiten. Dazu gehört etwa die Zylinder-Felsenschnecke, die allein in den österreichischen Ostalpen endemisch ist. Wie die meisten Endemiten des Nationalparks ist sie ein Relikt der Eiszeit und daher nur an den kalten Gipfeln zu finden. Ebenso wie das Alpenschneehuhn ist sie dadurch potenziell durch die Klimaerwärmung gefährdet.

Wer jedoch nicht das Glück hat, auf die einzige alpine Schnecke Österreichs zu treffen, wird im Gesäuse dennoch viele einzigartige Tierarten erspähen, wenn er die Augen offen hält. Äußerst eindrucksvoll ist etwa der schillernde Johanniskraut-Blattkäfer, der in verschiedenen Farben wie blau, grün und bronzefarben vorkommt. Zu finden ist dieser an sonnigen Waldrändern, halb trockenen Wiesen sowie auf dem namensgebenden Johanniskraut oder auf Minze.

Die verschiedenen Farben des Johanniskraut-Blattkäfers erinnern an schimmernde Edelsteine. (© gbohne unter CC BY-SA 2.0)

Besonders gut zu finden ist außerdem die Ritterwanze, die häufig auf gelben Blüten wie Löwenzahn zu entdecken sind. Dort können bald (im Juli und August) auch die Larven der Ritterwanze aufgestöbert werden.

Die Ritterwanze war 2007 Insekt des Jahres. (© PePeEfe unter CC BY-SA 3.0)