Seit dem 11. Jahrhundert wurde am Steirischen Erzberg Eisenerz abgebaut. Durch ihn fanden zahlreiche Bergarbeiter Arbeit, er ist der größte Eisenerztagebau in Mitteleuropa.
Die Geschichte, wie der Berg zu seinem Namen und seinen Schätzen kam, reicht jedoch tausende Jahre weiter zurück.
Ein seltsamer Fang
Im Leopoldsteinersee, der in der Nähe des Erzberges liegt, fanden die Bergbewohner eines Tages eine dunkle Höhle im Wasser. Aus dieser sahen sie immer wieder eine seltsame Gestalt mit einem Fischschwanz emporschwimmen. Sie stellten fest, dass es ein Wassermann war, der sich am Seeufer wärmen wollte, und sie beschlossen, ihn einzufangen.
Dazu tauchten sie einen alten Mantel in Pech, um ihn als Netz zu verwenden. Am nächsten Tag schlichen die Menschen mit ihrer Falle an den Wassermann heran, warfen den Mantel über ihn und hielten ihn so lange fest, bis dem Wesen die Kräfte ausgingen. Daraufhin banden die Männer ihn mit einem Seil fest, gaben ihm Essen und Wasser zum Trinken und brachen mit ihm in die Richtung des Erzbergtals auf.
Ein Tausch für die Freiheit
Als die Gruppe bei ihrer Reise zum ersten Mal den Erzberg erblickte, regte sich der vorher stille Wassermann plötzlich. Er wollte nicht weitergehen und kämpfte eine Zeit lang mit den Menschen – doch als er bemerkte, dass dies zwecklos war, bot der Seebewohner ihnen einen Tausch an, wenn sie ihn gehen ließen.
“Wählt selbst, was ihr wollt. Ich kann euch Gold für ein Jahr, Silber für ein Jahrzehnt oder Eisen auf ewig geben. Aber wählt weise!”
Die Männer entschieden sich schnell für das Eisen. Da zeigte der Wassermann auf den Berg vor ihnen und versprach ihnen Glück und eine ewige Quelle für sie und ihre Nachkommen. Um diese Aussage zu testen, fingen die Bergbewohner mit dem Bergbau an. Nach einem halben Jahr hatten sie schon mehr Eisenerz abgebaut, als sie selbst tragen konnten. Der Wassermann hatte ihnen die Wahrheit erzählt, und so brachten sie ihn wieder zu seiner Höhle im Leopoldsteinersee zurück.
Eine letzte, rätselhafte Botschaft
Bevor der Wassermann wieder in den Tiefen des Wassers verschwand, rief er den Menschen ein letztes Mal zu: “Ihr habt vergessen, nach dem Wichtigsten zu fragen; nach dem Karfunkelstein und dem Kreuz in der Nuss!”
Das Rätsel sollte bis heute nie komplett aufgelöst werden. Damals interpretierten die Bergarbeiter, dass das Kreuz in der Nuss irgendetwas mit ihren Kompassen zu tun haben müsse. Der Karfunkelstein war lange Zeit die verlässlichste Lichtquelle in den Schächten. Doch was schlussendlich hinter der Botschaft steckt, wird für immer ein Geheimnis bleiben, denn der Wassermann wurde seitdem kein einziges Mal mehr gesehen.
Falls Sie sich dafür interessieren, welche Schätze noch in den steirischen Bergen versteckt liegen, lesen Sie über das Goldloch im Kalvarienberg!