Der „White Bungalow“ in Graz ist die erste Dried Flower Bar Österreichs. Designerin Cecilia Capri erzählt, wo sie sich so richtig in Trockenblumen verliebte, warum sie den Trend ausgerechnet in ihrer Heimatstadt zum Blühen brachte und wie er am 28. August zur süßen Sünde wird.
„Komm vorbei in meinem Bungalow“. Bis die „White Bungalow“-Gründer, Cecilia Capri und ihr Lebens- und Geschäftspartner Mathias Assefi, das sagen konnten, dauerte es dann doch etwas. „Eigentlich hätten wir schon unseren Coworking-Space in Wien so nennen wollen. Aber zu der Zeit ist gerade überall das ,Bilderbuch’-Lied gelaufen, das war uns zu nah dran“, erzählt die Designerin. Damals entschied man sich dann für „Pavillon Relations“. Mehr als drei Jahre zwischen Song-Veröffentlichung und Shop-Eröffnung waren dem Kreativ-Duo jetzt aber doch des zeitlichen Abstandes genug: Der Bungalow hatte über die Jahre im Hinterkopf der beiden stets seine weiße Weste behalten und gibt nun der ersten Dried Flower Bar Österreichs seinen Namen.
So weit, so weiß. Die Geschichte hinter dem Namen wäre also erzählt. Aber viel wichtiger: Wie fand der Trockenblumen-Trend seinen Weg zunächst ins Herz der gebürtigen Grazerin und dann in ihre Heimatstadt? „Vor gut einem Jahr habe ich in L.A. einen kleinen Dried-Flower-Laden entdeckt. Ich habe mich sofort in die Trockenblumen und auch das Geschäft verliebt, sowas in der Art dann in Österreich aber vergebens gesucht.“
Potpourri an Beweggründen
Dass das eigene Trockenblumengeschäft, noch dazu das erste seiner Art im ganzen Land, nun ausgerechnet in Graz steht, ist eine Mischung aus Pragmatismus, Trendgespür und Heimatsinn. Cecilia Capri über die Beweggründe der Standortwahl: „Wir haben uns natürlich zunächst in Wien umgeschaut, aber nichts wirklich Passendes gefunden. Und dann habe ich immer öfter von Freunden und Bekannten gehört, es sei so schade, dass richtig neue Sachen zuerst immer nach Wien kommen. Die Grazer sind meines Erachtens aber sehr wohl offen für Neues. Und außerdem sind Mathias und ich hier aufgewachsen. Deshalb war das am Ende sehr stimmig.“
Fräulein Cecilias Gespür für Trends trieb an der Mur dann übrigens recht rasch erste trockene Blüten: „Unser heimischer Lieferant hat mich angerufen und mir gesagt, dass er 16 Floristenanfragen für Trockenblumen hat. Offensichtlich haben wir da wirklich was losgetreten.“ Der „White Bungalow“ öffnete seine Pforten erstmals am 6. Juni – mittlerweile findet man an vielen Ecken und Ende der Stadt ohne Ende prall mit Trockenblumen gefüllte Bouquets in schmucken Papierverpackungen.
Bouquets von der Konkurrenz
Die Konkurrenz sieht Cecilia Capri dennoch entspannt: „Es ist Platz für alle da. Und ich hab’ das ja schließlich nicht erfunden, in Australien, Skandinavien und den USA hat es das schon lange vorher gegeben.” Und dennoch stellt man sich und der „White Bungalow“-Macherin die Frage, warum man seine Trockenblumen dann ausgerechnet in der Bindergasse 8 kaufen sollte. Ihre Antwort: Weil man dort die für Graz größte Auswahl finde – aktuell mehr als 40 verschiedene Sorten.
Apropos finden: Das beschränkt sich in dem kleinen Geschäft unweit des Grazer Doms nicht nur auf Pampasgras, Glixia und Co. Man findet dort auch noch so vieles mehr: Ausgewählte Interior-Stücke, mit Vorliebe von skandinavischen Produzenten. Mit Liebe zum Detail Selektiertes aus aller Welt, wie aktuell handgemachte Sommerschuhe der südafrikanischen Marke „Espradil“ oder Canvas-Fächer mit Lederbespannung aus Ghana. Oder Brautjungfern-Kleider sowie -Jumpsuits, die sich an jede Figur und jeden Geschmack anpassen und die in Zusammenarbeit mit dem nachhaltigen Label „essentials for zula“ entstanden sind.
Und natürlich gibt’s auch Stücke der eigenen 2015 gegründeten Marke „We Are Flowergirls“. Denn auf die Blume gekommen ist Cecilia Capri nicht erst jetzt mit dem Dried-Flower-Trend. Vor rund acht Jahren hatte sie begonnen, für sich selbst zum Ausgehen und für Festival-Besuche Blumenkronen zu fertigen. Da sie so oft auf ihre Kreationen angesprochen wurde, schuf sie dann quasi in einer „Nacht- und Nebelaktion“ innerhalb von nicht einmal einem Monat und mit einer Investition von lediglich 900 Euro gemeinsam mit Mathias Assefi ihr eigenes Unternehmen. Das blühte in den vergangenen Jahre so auf, dass mittlerweile neun Mitarbeiter ihre Finger im Spiel haben und die vier bis fünf Kollektionen pro Jahr umsetzen.
Ein klassisches Geschäft in Echt, wie das jetzt in Graz, war ursprünglich aber trotz des Erfolgs nicht angedacht. Die Designerin dazu: „Eigentlich wollte ich immer nur mit Online-Shop arbeiten. Allein schon, weil ich nicht so die Verkäuferin bin. Aber ich liebe es, Stores auszustatten, das habe ich in Wien auch oft für andere gemacht. Und dann ist der Wunsch einfach immer stärker geworden, dass ich das am allerliebsten in meinem eigenen kleinen Reich machen möchte.“
Das jetzt eben ausgerechnet in ihrer Heimatstadt entstanden ist. Und auch wenn der „White Bungalow“ mit dem Song von Maurice und Co. eigentlich nichts zu tun hat, muss man sagen: Ein Shop wie aus dem Bilderbuch ist den beiden Inhabern hier auf jeden Fall gelungen.
Workshops: Im „White Bungalow“ kann man Trockenblumensträuße und Blumenkränze nicht nur kaufen, sondern auch lernen, wie man diese selbst bindet. Die kommenden Termine: So., 19. 7., So., 26. 7., So., 16. 8., jeweils von 12 bis 14 Uhr oder von 15 bis 17 Uhr, Bindergasse 8, 8010 Graz, Tel. 0660 67 67 100. Allgemeine Shop-Öffnungszeiten: Do. bis Sa., jeweils 12 bis 18 Uhr.
Dried Flower Cakes und Cupcakes: Für die dritte Pop-up-Veranstaltung mit den „Mehlspeisenfräulein“ am Fr., 28. 8., sorgen Lisi und Vera wieder für Süßes, das dann mit Trockenblumen noch schöner gemacht wird.