Das Warten ist Wintergeschichte: Am 1. März öffnet die bevorzugte Anlaufstelle vieler Grazer für Gefrorenes wieder ihre – vorläufig noch – zwei Pforten. Mit welchen Neuerungen Geschäftsführerin Mariane Leyacker-Schatzl in die neue Saison startet, was ihr auch 2020 nicht in die Tüte kommt und warum man sich in ihrem Geschäft nicht nur in Eis verlieben kann.
„Mariane, woher nimmst du bloß immer deine ganze Energie?“, das fragen nicht nur viele der mittlerweile 35 Mitarbeiter von Mariane Leyacker-Schatzl. Das fragt man sich auch selbst, wenn man der „Eisperlen“-Gründerin kurz vor Saisonauftakt gegenübersitzt. Sie ist der beste Beweis dafür, dass Feuer und Eis einander nicht ausschließen. Sie brennt so sehr für ihre große Leidenschaft, das Herstellen von cremig-süß Gefrorenem, dass sie nur so vor Ideen sprüht: neue Filialen, neue Sorten, neue Produktionsstätte …
Aber alles schön der Reihe nach, und gleich einmal vorweg: Zunächst muss man seinen Hunger auf „Eisperlen“-Gefrorenes noch in den zwei vorhandenen Filialen, dem Stammhaus in der Kaiserfeldgasse 22 und dem im vergangenen Spätsommer eröffneten Standort in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße 55, stillen. Die Eröffnung der dritten „Eisperle“ in der Färbergasse 3 verzögert sich. „Wir müssen uns selbst in Geduld üben“, meint Leyacker-Schatzl, „grundsätzlich könnten wir jederzeit loslegen, aber die Sanitäranlagen fehlen, und ohne die können wir nicht eröffnen.“ Das reine „To go“-Konzept mit fünf bis acht Sitzplätzen zum kurzen Verweilen wird übrigens auch bei Filiale drei beibehalten, ein klassisches Eiscafé mit Becherkreationen oder die Erweiterung um Kaffee ist nicht angedacht. „Ich hätte zwar sogar eine Barista-Ausbildung, aber es gibt genug guten Kaffee in Graz, warum sollte ich den also anbieten? Ja, wir haben Heiße Schokolade mit Eis oder Kuchen mit Eis, aber es muss eben immer etwas mit Eis sein“, bleibt Leyacker-Schatzl fokussiert.
Reger Austausch
Aber Eis-Fokus hin oder her, den unternehmerischen Austausch in Graz schätzt sie dafür umso mehr: „Ich liefere etwa dem ,Greenhouse’ das Vanilleeis für ihren Affogato, sie haben uns vor Weihnachten veganen Lebkuchen für unser Eis gemacht, den Kuchen für das Brownie-Eis hatte ich vom ,La Meskla’, ich habe mir im ,Tribeka’ auch schon Kaffee für eine Kreation geholt. Und ein Eis für die ,Diagonale’, die ja bald beginnt, werden wir uns natürlich auch wieder einfallen lassen.“
Apropos einfallen lassen: die geschmackliche Richtung für die Eröffnung steht. Es wird einen Cake mit Peanut Butter geben – und Nüsse geben bei den neuen Sorten den Ton an. „Da es ja noch recht frisch ist, konzentrieren wir uns zu Beginn darauf, und wenn es dann wärmer wird, werden die ersten Kräuter der Saison auch in unserem Eis zu finden sein.“ Und gibt es im Gegensatz dazu auch etwas, das man in ihrem Gefrorenen nie finden wird? „Wir bekommen ja auch viele Rückmeldungen von Kunden und da sind Wünsche wie Marshmallow oder Einhorn dabei. So viel Zucker, künstliche Farbe oder Glitzerstreusel würden zwar auf einem Instagram-Foto gut aussehen, das wäre dann aber einfach nicht mehr die Eisperle. Ich mag nicht, dass meine Kinder sowas essen – und das mag ich auch nicht in meinem Eis haben“, bleibt die Geschäftsführerin ihrer Linie und dem Verzicht auf Farb-, Zusatz-, Aroma- sowie Konservierungsstoffe und industrielle Fertigmischungen treu.
Schönstes Kompliment
Dass das Eis gänzlich ohne tierische Produkte auskommt, spielt für die meisten Kunden übrigens eine völlig untergeordnete Rolle: „Vegan sind die wenigsten. Sie kommen, weil ihnen das Eis einfach schmeckt – und das ist für mich das schönste Kompliment“, meint Leyacker-Schatzl, die selbst seit mehr als 15 Jahren vegan lebt.
2000 bis 3000 „Eisperle“-Kugeln landen an guten Sommertagen im Becher oder in der Tüte. Das ließ die Produktion, die bislang stets zentral für beide Filialen in der Kaiserfeldgasse erfolgte, immer mehr an ihre Grenzen stoßen. „Es ist einfach alles zu klein und eng geworden, deshalb wird es bald eine zentrale Produktionsstätte geben. Wo genau, kann ich noch nicht verraten, aber es wird auf jeden Fall in Graz sein.“
Süße Alternativen
Dadurch solle es in Zukunft auch möglich werden, stets mindestens eine Sorte mit Zuckeralternative wie etwa Kokosblütenzucker, Dattelsüße oder Ahornsirup anbieten zu können. „Grundsätzlich war das ja jetzt auch schon so gedacht, aber durch den begrenzten Platz war diese eine Sorte dann oft schon aus, bis jemand zu uns gekommen ist, der genau dieses Eis wollte“, erklärt Leyacker-Schatzl.
Dass die im Juni 2017 eröffnete „Eisperle“ mittlerweile weit mehr als „nur“ eine Eisdiele ist, zeigt sich an den Menschenschlangen vor den Filialen – aber auch an weiteren Aspekten. Graz will nicht nur Leyacker-Schatzls Eis essen, sondern auch für sie arbeiten: „An die 60 Bewerbungen habe ich laufend bei mir liegen.“ Und von der Empathie, die ihrem Unternehmen entgegen gebracht wird, ist sie sowieso restlos begeistert: „Wir haben Bilder von Leuten unterm Christbaum bekommen, die sich das Eis vor der Winterpause eingefroren haben, um es zu Weihnachten essen zu können. Oder Fotos von Pärchen, die sich beim Eisessen bei uns kennengelernt und über unsere Verkäufer Nummern ausgetauscht haben.“
Und eines sei all jenen, die diesen Winter so sehnlich auf den Saisonstart gewartet haben, schon jetzt verraten: 2021 werden „The Nut Gang“, „1001 Nacht“ oder „Black & White“ früher in aller Grazer Munde sein – dann wird bereits Anfang Februar eröffnet.