Auch in der Saison 2019/2020 verzauberte der Cirque Noël seine Zuschauer mit einzigartigen, publikumsnahen Performances. Neben den 7 Fingers, die dieses Jahr in der Stadthalle spielten, gab es zwei brandneue Produktionen im Orpheum Graz zu bestaunen: “Pss Pss”, eine Hommage an die Stummfilmära der Compagnia Baccalà sowie der neue Publikumsliebling Cirkus Younak aus der Slowakei.
Cirkus Younak
Das Spektakel des Cirkus Younak beginnt bereits eine Viertelstunde vor dem offiziellen Vorstellungsbeginn, denn schon da schlüpfen die zwölf charmanten Darsteller in ihre Rollen, um mit überdimensionalen Buchrollen durch die Reihen zu schreiten, Schnaps auszuteilen oder Besucher am Glücksrad drehen zu lassen.
Ohne viele Worte erzählt das Kollektiv Younak die Geschichte eines slowakischen Volkshelden in einer Show, die Schauspiel, Live-Musik und modernen Zirkus vereint. Mit Witz, Geschicklichkeit und ordentlichen Bauchmuskeln schildern die Figuren des Stücks – darunter freche Burschen, fesche Musikantinnen, ein Monarch und ein Braunbär – ihre sympathische Geschichte. Von Akrobatik über Tanz, körperliche Kunststücke und Breakdance, bis hin zu einem “Katapulta”, das in der typisch überraschenden Komik des Cirkus einen Salathäuptel über den Köpfen der Zuschauer zerfledert – der erstmals in Graz gastierende Cirkus Younak spricht alle Geschmäcker und Altersgruppen gleichermaßen an und ist ein weiterer Edelstein im Programm des Cirque Noël.
Compagnia Baccalà
Eine Frau, ein Mann, ein Apfel, eine Leiter, ein Trapez, ein Akkordeon, eine Bühne. 65 Minuten ohne Worte. Mehr braucht es nicht für einen Abend voller Staunen und Lachen.
Was die Compagnia Baccalà mit ihrer Performance „Pss Pss” im verhältnismäßig kleinen Rahmen des Grazer Orpheums abgeliefert hat, ist ganz großer Zirkus, der es sich leisten kann auf Showeffekte und große Technik zu verzichten. 600 Aufführungen in über 50 Ländern und zahlreiche Preise belegen das eindrücklich.
Reduktion auf das Wesentliche ist Programm, das im Falle des multitalentierten Duos vor allem eines ist: Humor, Poesie und perfektes Timing. Die beiden sind Schauspieler, Musiker, Clowns, Geschichtenerzähler, … Dass das Artistenpaar auch noch akrobatisch einiges draufhat, damit geht das Duo nicht hausieren, sondern stellt sein Können in den Dienst der Geschichte, die zwischendurch auch das Publikum miteinbezieht. Das Ergebnis ist herzerwärmend, die Charaktere sind facettenreich entwickelt und erinnern an die Stummfilmära. Vom Grazer Publikum wurden die charmanten Slapstick-Poeten nach der Premiere am Vorweihnachtsabend mit Standing Ovations und Füßetrampeln bejubelt. Chapeau!
© Matus Lago: Titelbild und Bühnenaufnahmen in Fotoslider
© Renata Cernayova: Portrait in Fotoslider